CAST MEETS ZFF » Kritik http://castmeetszff.zhdk.ch Das Magazin Thu, 08 Nov 2012 14:40:50 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.4.2 Kritik: Looper http://castmeetszff.zhdk.ch/looper/ http://castmeetszff.zhdk.ch/looper/#comments Fri, 28 Sep 2012 17:30:03 +0000 maru http://castmeetszff.zhdk.ch/?p=2073

Zeitreisen, Auftragskiller und ein ganz spezielles Zukunfts-Setting

Eines der grössten Highlights des 8. Zurich Film Festivals wurde gestern mit Looper gezeigt. Nach einigen Vorschussloorbeeren aus Nordamerika konnte nun auch ich mir ein Bild vom neuen Streifen von Rian Johnson machen. Gleich vorweg ist zu sagen, dass der Film nichts für Hasser des Science-Fiction Genres ist. Die Zukunftsvision von Rian Johnson ist zwar nicht ganz so aufdringlich wie beispielsweise die aus Minority Report – fliegende Motorräder, telekinesische Fähigkeiten oder Zeitmaschinen lassen den Zuschauer aber nie vergessen, dass er es hier mit Fiktion zu tun hat. Das Ganze ist gekoppelt mit einer gewissen Abgebrühtheit. Waffen, Armut und Mord sind Alltagserscheinungen in dieser düsteren Zukunftsvision. Zarte Gemüter seien also gewarnt!

Der Film vergeudet keine Zeit und macht uns gleich mit dem „Looper“ Joe bekannt der von Joseph Gordon-Levitt gespielt wird. Ein Looper ist ein Auftragskiller, der seine Opfer 30 Jahre aus der Zukunft zugesandt bekommt, um diese ohne weitere Fragen zu erschiessen. Zeitreisen sind verboten in der Zukunft doch die Mafia benutzt sie um sämtliche Spuren Ihrer Morde zu verwischen. Ein Looper bekommt also Zeit und Ort zugesendet. Er braucht nichts anderes zu tun, als zu warten bis das Opfer erscheint und abzudrücken. Die Belohnung dafür sind Silber- und Goldbarren. Keine Fragen, keine Probleme.

Bis Joe eines Tages auf sein eigenes älteres ich trifft. Er zögert einen Moment, sein Gegenstück entkommt und er bricht somit den Loop. Normalerweise hat ein Looper seinen Loop zu schliessen indem er sein älteres Pendant mit Blei vollpumpt. Dafür darf er danach auf Kosten seiner kriminellen Arbeitgeber seine nächsten 30 Jahre in Saus und Braus verbringen. Bis man dann von seiner jüngeren Version zur Strecke gebracht wird und das ganze von Vorne beginnt. So beginnt der Loop, auf Deutsch „Schleife“, überhaupt. Demgegenüber ist das Brechen des Loops Tabu. Wie die Mafia mit Loop-Brechern umgeht hat Joe am Beispiel seines besten Freundes zu spüren bekommen. Damit ihm nicht dasselbe grausame Schicksal widerfährt, versucht er sich selbst aufzuspüren und den Fehler zu korrigieren. Während dieser Suche verändern sich einige von Joe’s engstirnigen Ansichten, die seine Zukunft und die des organisierten Verbrechens unwiderruflich verändern werden.

Looper ist ein waschechter Action Film, vor allem aber hat er eine intelligent gewobene Story, die auch den erfahrensten Kinogänger zum benutzen seiner grauen Zellen auffordern wird. Die schauspielerischen Leistungen von Emily Blunt, Bruce Willis und Co. wirken zu jedem Zeitpunkt überzeugend. In der durchwegs gelungenen dramatischen Handlung sind auch einige überzeugende Lacher verstreut. Bei der Federführung des Drehbuches ist eine besondere Sorgfalt bemerkbar. Auch die Kameraführung und die unaufdringlichen Special Effects können sich sehen lassen. Trotz etlichem Lob verpasst es Looper knapp die Höhen von Science-Ficton Filmen wie Inception oder Moon zu erreichen. Die Dramaturgie findet trotz vieler Highlights nie so ganz zu ihrem Höhepunkt und wirkt dadurch unharmonisch. Trotzdem sollte man diesen Film, welcher einer der besten dieses Jahres ist, nicht verpassen.

Marwan Abdalla

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Kritik: King Kelly http://castmeetszff.zhdk.ch/kritik-king-kelly/ http://castmeetszff.zhdk.ch/kritik-king-kelly/#comments Wed, 26 Sep 2012 15:04:52 +0000 maru http://castmeetszff.zhdk.ch/?p=1713
King_Kelly

Found Footage Film trifft auf ihren pursten Ursprung: Die Iphone-Generation

Bereits 13 Jahre ist es her seit das Blair Witch Project mit ihrem Experiment eindrucksvoll vorgeführt haben, dass es  auch mit geringen Mitteln und schlechter Kameraführung möglich ist, einen Vollzeit-Spielfilm zu drehen. King Kelly treibt den damals erfundenen Found-Footage Film auf neue Höhen und provoziert ausserdem mit einer grotesken Portraitierung der Generation Iphone.

Kelly ist ein Vorstadtteenager Anfang 20 aus New York. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich mit schmuddligen Live-Pornos welche sie aus ihrem Schlafzimmer bei ihren Eltern durch das Internet in alle Welt sendet. Gleich zu Beginn des Filmes sehen wir Kelly also vor ihrer Webcam wie sie es sich mit einem Dildo selber besorgt, ganz zum Vergnügen ihrer Zuschauer welche sie geradezu anbeten und mit Online-Trinkgeld überschütten. Diese Aufmerksamkeit, wenn auch in einem degradierendem Kontext, scheint der Protagonistin so zu Kopf gestiegen zu sein, dass sie nicht aufhören kann sich mit ihrem Handy selbst zu filmen. Diese Leidenschaft teilt sie mit ihrer besten Freundin, was dem Zuschauer ermöglicht, wie durch ein Fenster in das Leben dieser scheinbar unbeschwerten Teenager zu blicken.

Bewaffnet mit ihrem Iphone und einem Ego das seinesgleichen sucht, begleitet der Zuschauer Kelly und ihre Bekannten auf ihrem White-Trash-Abenteuer während eines ganzen Tages. Was mit ein paar harmlosen Nacktaufnahmen am 4. Juli beginnt, transformiert sich langsam zu einem dunklen Albtraum. Von exzessiven Trinkgelagen über das ganze ABC der Drogen bis zum durchgedrehten Cop wird kein Clichée eines verdorbenen Vorstadt-Teenagers ausgelassen. Kellys Arroganz und Naivität, welche glaubhafter nicht gespielt sein könnte als von Louisa Krause, nimmt schliesslich ihren Lauf und beschert ihr eine Katastrophe nach der anderen. Bis es schliesslich kein Zurück mehr gibt.

Dieser Film wirft den Zuschauer vom bequemen Kinosessel direkt in eine bizarre Realität welche nicht nackter dargestellt sein könnte. Die ausgezeichnete Leistung der Schauspieler und die Handkameraführung, welche ausschliesslich mit Iphones durchgeführt wurde, vermischen Fiktion und Realität derart, dass man teilweise vergisst, dass gerade eine Spielfilm und keine Dokumentation auf der Leinwand gezeigt wird. Den Machern von King Kelly ist es mit ihrem Film gelungen die Iphone Generation hautnah miterleben zu können. Der einzige Wermutstropfen stellt dabei nur die Frage dar, die sich nach dem Film aufdrängt: Ist unsere Jugend wirklich so verdorben? Es ist zumindest schwer vorstellbar, was den Film dadurch weniger glaubhaft erscheinen lässt.

Marwan Abdalla

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Kritik “Leuchtturm, Leichen und Pasteten” http://castmeetszff.zhdk.ch/kritik-leuchtturm-leichen-und-pasteten/ http://castmeetszff.zhdk.ch/kritik-leuchtturm-leichen-und-pasteten/#comments Tue, 25 Sep 2012 20:35:43 +0000 stephanie.tresch http://castmeetszff.zhdk.ch/?p=1549
leuchtturm

Ein Film vom Schweizer Regisseur Matthias J. Michel.

Vanessa (Maria Boettner) will ihre Ferien in einem komfortablem Ferienressort mit möglichst vielen unverheirateten reichen Männern verbringen. Durch einen Buchungsfehler gelangt sie aber anstatt auf ihr gewünschtes Ressort auf eine einsame Insel. Dort gestrandet, muss sie mit Schrecken feststellen, dass das nächste Boot zurück erst in einer Woche anlegen wird. Sie muss sich nicht nur mit dem schrägen Leuchtturmwächter Stanislav (Manfred Liechti), sondern auch mit dem eigentlichen Gast auf dem Leuchtturm Sebastian (Daniel Mezger) rumschlagen. Streit um das einzige Gästebett ist vorprogrammiert. Auf dem engen Raum der Insel kommen sich die drei aber dann doch durch Alkohol und Pastete etwas näher. Als dann aber ein zweiter verirrter Gast auftaucht und dazu noch eine Leiche in Stanislavs Keller aufgefunden wird ist es mit der Ruhe auf der Insel definitiv geschehen.

 

Schwarzer Tag für Schweizer Komödien

Was im ZFF Programmheft als Schwarze Komödie gilt, bringt weder zum lachen noch zum gruseln. Black Comedy Fans werden enttäuscht – nur der Einstieg gelang: “Menschen sind wie Fische… entweder man mag sie, oder man mag sie nicht.”  Die Geschichte misslingt auf voller länge, verliert sich in der Mitte, hysterische plumpe Frauen und Männer sollen lustig sein und einige der Figuren wirken nicht authentisch. Holprige Dialoge und flache Clichés führen durch diesen Film. Die Grund Storyline langweilt: reiches Mädchen auf einsamer Insel – hatten wir schon und besser in “Sechs Tage sieben Nächte”.

Eigentlich schade, dass man nicht sorgfältiger an der Story gearbeitet hat, denn der Look, die Schnitte und Bilder, sowie die Musik sind gut.

 

S. Tresch

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Watchlist: 3-Zimmer / Küche/Bad http://castmeetszff.zhdk.ch/kritik-zu-3-zimmerkuchebad/ http://castmeetszff.zhdk.ch/kritik-zu-3-zimmerkuchebad/#comments Tue, 25 Sep 2012 10:00:30 +0000 gabriel.bienz http://castmeetszff.zhdk.ch/?p=1347
dreizimmer

Der neue Film vom deutschen Regisseur Dietrich Brüggemann, den er zusammen mit seiner Schwester Anna Brügemann produziert hat, nennt sich “3 Zimmer/Küche/Bad”. Er handelt von acht Freunden, alle Mitte zwanzig, die sich über ein Jahr lang gegenseitig beim Umzug helfen. Beziehungen zerbrechen, neue Liebe blüht auf, Familien kommen an ihre Grenzen. Alle auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Zitat des Regisseurs: “Das Leben besteht aus Umzügen, und dies ist der Film dazu.”

Wir haben vier Studenten von CAST/Audiovisuelle Medien an die internationale Premiere am Zürich Film Festival geschickt und sie um ein Urteil gebeten.

 

Sarah Bernhardt:

“Wir wachsen in dem wir schrumpfen“. Witz, Tragik, und feiner Humor prägen diesen Film. Der Zuschauer wird sich  immer wieder in neuen Konstellation und Wendungen finden. Eine besondere Szene ist das Weihnachtsessen, welche aus meiner Sicht einen Preis erhalten müsste, und daher nichts verraten werden soll. Die Schauspieler sind top und  Corinna Harfouch (Julias Verschwinden) als Mutter spielt  in bekannter Höchstform.   Die Songs von Fyfe Dangerfield schreien nach mehr. Mein Fazit: Anschauen, denn „Nichts (ist) Wie Wir`s Kennen!”

Wertung:  4/5  starstarstarstar

Gabriel Bienz:

Den Glauben an liebevoll gestaltete Komödien, die unterhaltsam und sozialkritisch zugleich sind, hatte ich schon seit fast Zeit verloren, da es sie einfach viel zu selten gibt. Zum Glück habe ich 3 Zimmer/Küche/Bad gesehen. In aller Kürze: Der Film versucht, ohne dabei den Zeigefinger zu erheben, die Lebenssituation der heutigen Mittzwanziger zu beleuchten. Und zwar so ehrlich, dass man sich immer mal wieder selbst darin wiederfindet. Die Schauspieler (u.a. Jacob Matschenz und Katharina Spiering) tragen ihr Übriges dazu bei. Besonders gefallen haben mir die Fahrradszenen, in denen Philipp und Thomas sich selbst und das Leben rekapitulieren. Für Momente wie diese verzeiht man gerne ein paar Längen im Drehbuch. Fazit: Clever aufgebaut. Unglaublich gute Dialoge. Gefühlvoll. Ich bin begeistert!

Wertung:  5/5  starstarstarstarstar

Christina Gwercher:

„3 Zimmer/Küche/Bad“ ist ein 28 Minuten zu langer deutschsprachiger Spielfilm, der sehr jung und lebensnah rüberkommt. Allerdings tendiert der Film stellenweise in Richtung „too much“. Die Geschichte von acht Freunden mit deren Beziehungsproblemen und einem ständigen Orts- und Wohnungswechsel lohnt nicht hier nachzuerzählen.

Vielleicht liegt es auch an den letzten „28“ Minuten, die es meiner Meinung nach nicht mehr gebraucht hätte.  Wie Zusatzmaterial empfand ich die idyllischen Bilder Bayerns (die noch dazu mancherorts genaugenommen „Pfons in Tirol“ zeigen).

Auch der Epilog versucht überflüssig aufzuklären – und vor allem was eigentlich? Dass wir uns selber treu bleiben, wenn wir uns verändern?

Insgesamt sind die Schnitte (Montagssequenzen) und der Soundtrack sehr gelungen und packen einem wie ein Sog. Auch an witzigen Dialogen fehlt es nicht, dafür an Sinn.

Wertung:  3/5  starstarstar

Tamar Hächler:

Der Titel des Filmes von Regisseur Dietrich Brüggemann „3 Zimmer/Küche/Bad“ lösen kaum emotionale Regungen als ich den Titel zum ersten Mal lese. Was allerdings meine Aufmerksamkeit kriegt, ist der Plot, in welchem ich gewisse Parallelen zu meinem eigenen Leben erkenne. Eine Geschichte, die von Freunden mitte Zwanzig erzählt, die alle auf der Suche sind und für die das Zügeln ein Symbol geworden ist für ein Leben auf dem Sprung. Eine der wenigen Konstanten in einer schnelllebigen Gesellschaft: Die Freunde.

Die Stärke der Komödie sind die durchaus witzigen Dialoge, die in einigen Szenen für Lacher sorgen. Ausserdem wirken die männlichen Rollen sorgfältig ausgearbeitet und passend besetzt. Die weiblichen Figuren dagegen mögen allerdings nicht durchgehend zu überzeugen, da in vielen Szenen die schauspielerische Leistungen aufgesetzt wirken. Mit beinahe zwei Stunden Spieldauer ist der Film ein wenig lang ausgefallen. Er versucht viele einzelne Geschichten abzudecken, bleibt jedoch bei vielen an der Oberfläche, so dass gut auf einige hätte verzichtet werden können.

Fazit: Ein humorvoller Sonntagabend Film, der allerdings keine Filmgeschichte schreiben wird.

Wertung:  3/5  starstarstar

Der Film ist übrigens ab 4. Oktober 2012 im Kino zu sehen.

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Kritik zu “Savages” http://castmeetszff.zhdk.ch/kritik-zu-savages/ http://castmeetszff.zhdk.ch/kritik-zu-savages/#comments Fri, 21 Sep 2012 15:23:15 +0000 lara.weitzel http://castmeetszff.zhdk.ch/?p=1017

Chon (Taylor Kitsch), ein Ex-Marine und Ben (Aaron Johnson), ein friedliebender Wohltäter sind beste Freunde. Zusammen mit Ophelia (Blake Lively), mit der beide eine Liebesbeziehung haben, leben sie in einer Villa in Südkalifornien und führen ein idyllisches Leben. Erfolgreich produzieren und verticken Chon und Ben das beste Dope der Welt, was der Konkurrenz nicht entgeht. Das mexikanische Baja-Kartell will mit den beiden zusammenarbeiten, um von ihrem unvergleichlichen Netzwerk zu profitieren. Chon und Ben schlagen das risikoreiche Angebot aus und flüchten. Alles gerät ausser Kontrolle, Ophelia wird entführt und die Jungs tun alles, um ihr Mädchen wieder zurückzubekommen.

„Savages“ ist, wie es der Name verspricht, ein barbarischer Film über Drogen, Sex und den Tod. Regisseur Oliver Stone, der selbst schon an vorderster Front im Vietnamkrieg gekämpft hat und bekennender Drogenkonsument ist, hat einige autobiografische Elemente in die Geschichte einfliessen lassen. Es ist etwas merkwürdig, im einen Moment hollywoodlike durch das Blitzlichtgewitters des Zürich Film Festivals zu schreiten und im nächsten fickenden Liebespaaren und sieben Enthauptungen durch eine Motorsäge auf Grossleinwand zu sehen. Ein Stilbruch wie ihn Stone wohl nicht zum ersten Mal erlebt – und dies nicht nur im Film. Tarantino-Fans werden „Savages“ lieben, wobei einem „Pulp Fiction“ oder „Inglourious Basterds“ nach Stones Interpretation gleich wie „Guetnacht-Gschichtli“ vorkommen. Trotz all der Brutalität ist „Savages“ ein sehenswerter Film und überrascht mit unerwartetem Ende.

Lara Weitzel

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